Shoppen mit Freundinnen

Rudelshoppen, eine Fallstudie

Rudelshoppen, eine Fallstudie 300 449 Parsley of Happiness

Von Sex and the City wissen wir, wie cool einkaufen mit Freundinnen ist. Durch die Einkaufsstraßen in überaus seltsamen Outfits laufen, hier einen Kaffee trinken, dort ein paar Jimmy Choos, die wir einfach L.I.E.B.E.N, kaufen, zwischendurch einen Cosmopolitan trinken. Ich habe es ein paarmal probiert, ganz so wie im Fernsehen läuft es nicht ab. Rudelshoppen

Wir über 30:                                                              

Rudelshoppen – eine Fallstudie

(wie einkaufen mit Freundinnen wirklich ist)

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Gehirn nur auf Effizienz getrimmt ist. Die Antwort ist übrigens ja, ist es. Besonders, wenn es um Shopping geht.

Mit Sex & the City als Vorlage

Von Sex and the City wissen wir, wie cool einkaufen mit Freundinnen ist. Durch die Einkaufsstraßen in überaus seltsamen Outfits laufen, hier einen Kaffee trinken, dort ein paar Jimmy Choos, die wir einfach L.I.E.B.E.N, kaufen, zwischendurch einen Cosmopolitan trinken, das Shoppen ist oh so traumhaft.

Ich habe es ein paarmal probiert, ganz so wie im Fernsehen läuft es nicht ab.

Die Euphorie-PhaseEinkaufen mit Freundinnen

Der Anfang ist ja noch ganz ok. Man trifft sich vielleicht erst auf ein Frühstück mit der Clique, (ja, da war noch was, es heißt nicht mehr Clique, es heißt Squad, frag mal Taylor Swift). Über einen Mimosa zwitschern wir über alles was wir einkaufen wollen. Wir legen los und die Luft ist so voller Erwartungen, wie das Shoppingcenter am Woman Day. Schon beim ersten Geschäft wird es kritisch. Es läuft ungefähr so:

„Wollt ihr hier reingehen?“

„Ja, warum nicht, die haben manchmal gute Sachen.“

„Wir haben ja Zeit, oder?“

„Ich habe hier mal eine perfekte Hose gekauft.“

Im Klartext bedeutet das: ich gehe immer wieder rein, finde meistens nichts. Die Hose wurde in meiner Studienzeit gekauft, das Geld war knapp. Es wird eine komplette Zeitverschwendung sein, also gehen wir rein.

Im Geschäft agiere ich, wie ein hochtechnologischer Sicherheitsscanner. Nur suche ich nach coolen Kleidungsstücken. Ich trete drei Schritte in das Geschäft hinein, mache einen 360° Scan und kann binnen Sekunden beurteilen, ob der Besuch es wert ist. Wenn nicht, bin ich binnen noch weniger Sekunden wieder draußen. Mit dem Squad läuft es anders.

Sobald wir drinnen sind, fängt das Kleiderbügelschieben an. Mein Dad hat immer dieses Verhalten der Frauen im Geschäft nachgeahmt. Mit einer schwungvollen Bewegung winkt er den rechten Arm von rechts nach links, während er bei jeder Bewegung ein Geräusch macht: „quietsch”, „quietsch”, „quietsch”. Ich habe mich jedes Mal furchtbar aufgeregt, er kennt sich ja gar nicht aus. Gott, wie ich es hasse, wenn er recht hat!

Die Ah – wie Süss-Phase

Die erste, die was findet, nimmt das gute Stück in die Hand und erntet ein paar „oh, das ist süß”, „die Farbe steht dir”, „magst du es anprobieren” oder „das Teil passt zu dir“ – Letzteres heißt übrigens so viel wie „ich finde das Teil grässlich, aber mir fällt sonst nichts Nettes ein zu sagen“. Dieses Verhalten wiederholt sich, bis fast jede mindestens ein Teil in der Hand gehabt hat, und alle mindestens einmal eine Variante von „das ist süß”, „die Farbe steht dir“, „magst du es anprobieren” gesagt hat. Dann gehen wir wieder auf die Straße, niemand hat was gekauft. Es ist bereits halb eins.

Das war allerdings nur eine kleine Übung, um warm zu werden.

Die Geduldsprobe – Phase 1

Die wahre Geduldsprobe ist die Unentschlossene: Diese Freundin, die wir alle haben, die sich nie entscheiden kann. Wir gehen ins Geschäft, sie sucht ein Kleidungsstück aus, für gewöhnlich ein weißes T-Shirt, eine blaue Bluse oder ein anderes Teil, das ich in der Regel nicht mal anprobiere. Ich nehme es einfach mit, wie eine Packung Kaugummi an der Kassa beim Spar.

Nach langem Überlegen möchte sie aber die Bluse endlich anprobieren, was ja im Grunde das Gescheitere ist, gebe ich ja zu. Allerdings, wie erwartet, in der Probekabine passt die Bluse natürlich perfekt. Ihre Beine reichen mir bis zur Taille, sie ernährt sich hauptsächlich von Salat und macht dreimal in der Woche Yoga. Trotzdem steht sie mindestens 15 Minuten noch drinnen.

„Hmm, ich weiß nicht ganz, soll ich eine Größe kleiner probieren?“

Damit wir weiterkommen, (ich wiederhole: Effizienz), hole ich ohne Widerrede eine Größe kleiner und die Bluse noch in weiß, vertrau mir einfach.

„Ich glaube, die andere Größe ist besser, oder?“

„Absolut!“

„Vielleicht ist sie zu blau, soll ich die Bluse in weiß probieren?“

Ich gebe ihr die weiße Bluse.

„Ich weiß nicht, ob mir der Kragen gefällt. Vielleicht haben sie die gleiche Bluse, aber mit einem runderen Kragen?“

„Aber natürlich!“

Mittlerweile hat die Dame im Geschäft übernommen. Sie ahnt wohl, dass auf mich kein Verlass ist. Sie sprintet los und kommt zurück mit fünf so gut wie identischen Blusen. Die werden alle anprobiert und begutachtet, aber nicht gekauft. Ich schwitze, die Nerven habe ich noch nicht hingeschmissen, aber sie sind für einen Wurf jederzeit griffbereit.

Die Geduldsprobe – Phase 2

Im nächsten Geschäft geht es weiter, wir drehen eine Runde, meine Freundin bleibt bei einer blauen Bluse stehen. Wenn du glaubst, es geht jetzt von vorne los, liegst du sowas von falsch. Das Problem ist jetzt um Welten komplexer geworden. Zusätzlich zu den Unsicherheiten mit den Größen, den Kragen, den Farben etc., steht jetzt eine weitere Problemstellung im Raum, ist diese Bluse schöner als die im anderen Geschäft?

Ich bin lösungsorientiert, wenn möglich etwas undiplomatisch, aber ich gebe meine ehrliche Meinung ab und stimme für eine der Blusen. Meine Meinung wird zwar dankend angenommen, um dann doch vollkommen ignoriert zu werden. Wir verbringen weitere 5 Minuten vor dem Spiegel im Proberaum.

Dann aus heiterem Probekabinenlicht kommt eine Entscheidung – oder sowas Ähnliches.

„Ich bin mir immer noch nicht sicher, kann ich die Bluse hinterlegen?“

Der rechte Mundwinkel der Dame vom Geschäft zittert auf eine seltsame Weise.

Waaaas? Ich bemühe mich wirklich, eine gute Freundin zu sein und sie lässt die Bluse hinterlegen, innerlich schreit jede Faser meines Körpers: „Nimm doch endlich die blöde Bluse!“

Was soll das Hinterlegen eigentlich bringen? Falls die Bluse im Laufe des Tages ausverkauft wird? Von wegen, nicht mal wenn alle Bankangestellten heute eine neue Bluse kaufen, werden wir einen Engpass erleben.

Fazit: absolute Scheitern

Wir verlassen das Geschäft, gekauft haben wir immer noch nichts. D. h. meine Freundin hat nichts gekauft, ich habe mittlerweile zwei paar schnuckelige Socken mit Katzenmuster gekauft und eine Haube und eine neue Geldtasche, die super zu den Socken passt. Was hätte ich denn tun sollen, während sie in der Probekabine stand?

Es ist Zeit, einen Kaffee zu trinken. Wir wiegen nochmal gründlich die Pros und Cons der zwei Blusen ab. Dann bekommt meine Freundin eine Erleuchtung.

„Ich fahre mit meiner Mama nächste Woche zum Shoppingcenter, dort haben sie immer sehr schöne Blusen, ich schaue lieber dort, ob ich eine Bluse finde.“

„NEEEEEEIIIIIN!!!!!“