Picknick ohne Plastik

Picknick ohne Plastik

Picknick ohne Plastik 1048 699 Parsley of Happiness

Willst du diesen Sommer so richtig cool sein, ist Picknick das einzig Wahre. Ob nicht Picknick viel Plastikmüll mit sich bringt? Gar nicht! Hier sind die schönsten und etwas skurrile Alternativen zu einem Picknick ganz ohne Plastik.

Einfacher und schicker als du glaubst:

Picknick ohne Plastik

Der Sommer wird sich bald verabschieden, aber die letzten schönen Tage solltest du noch ausnützen. Und willst du diesen Sommer so richtig cool sein, ist Picknick das einzig Wahre. Und damit ist keine trockene Karotte und eine schlappe Banane auf einer feuchtmorschen Holzbank gemeint, sondern ein kultiviertes Picknick, vielleicht sogar in deinem eigenen Garten. Ein Familientreffen, ein Nachmittag mit den Mädels oder ein lauer Sommerabend mit Freunden – Picknick ist immer die Lösung, ohne Plastik versteht sich.

Ob nicht Picknick viel Plastikmüll mit sich bringt? Gar nicht! Hier sind die schönsten und etwas skurrile Alternativen zu einem Picknick ganz ohne Plastik.

Mehrweg oder wegwerfen

Überleg mal, was du wirklich brauchst. Hast du vor, eine Familienfeier mit 20 oder mehr Gästen irgendwo auf einer Wiese zu schmeißen, ist Wegwerfware vielleicht wirklich das einfachste. Willst du Freunde zu einem Picknick im Park einladen, ist es netter und angenehmer mit Tellern und Besteck mit etwas mehr Halt und Stil.

Das bisschen Abwasch hat noch niemandem geschadet.

Piknik uten plast

pick|nick, das: -s, Plur. -e u. -s {franz.} (Essen im Freien)

Besteck

Fingerfood wäre eine praktische Lösung, wenn du dir das Plastikbesteck sparen willst. Doch ich kann es kaum verstehen, warum man überhaupt Plastikbesteck will, wenn es so coole Alternativen gibt. Das Material ist hauptsächlich Holz, dafür sehen sowohl die Wegwerf- als auch Mehrwegteile lässig aus.

Strohhalm

Der gute alte Plastikstrohhalm geht, zu Recht, einer sehr unsicheren Zukunft entgegen. Der Strohhalm gehört zu den richtig Bösen, wenn es um Verbraucherplastikmüll geht. Der UNO zufolge haben mittlerweile mehr als 60 Nationen Strohhalme verboten oder andere Sanktionen dagegen eingeführt.

Solche Maßnahmen setzen schnell die kreativen Zellen in Bewegung und derweil gibt es Unmengen an plastikfreien Strohhalmen am Markt. Persönlich habe ich nichts gegen Papierstrohhalme, den Vintage-Flair finde ich super. Doch wahnsinnig beliebt sind sie nicht, da sie relativ schnell weich werden und fusseln. Ja, schneller trinken, sage ich da, oder einen kleineren Drink besorgen!

Aber wer nicht mag, muss ja nicht, wie wäre es mit einem Strohhalm aus Bambus, Glas, Stahl oder gar Pasta? Der Pasta-Strohhalm ist laut den Produzenten nicht für heiße Getränke geeignet, ich gehe davon aus, dass er mit der Zeit al dente wird.

Alle Alternativen haben Vor- und Nachteile, aber besser als Plastik sind sie allemal.

Umweltfakten zum Strohhalm

  • Es dauert 200 Jahre, um einen Strohhalm abzubauen. Aber ganz verschwinden wird er nie, kleine Mengen an Mikroplastik bleiben für immer im Wasser oder im Erdboden.
  • Die USA konsumieren alleine ca. 370 Millionen Plastikstrohhalme am Tag. Das ist fast zwei Mal rund um die Erdkugel.
  • Strohhalme sind an sechster Stelle von Müll, den tüchtige Müllsammler in der Natur finden.

Quellen:
onelessstraw.org
www.onegreenplanet.org
get-green-now-com

Piknik uten plast - papirsugerrør

Teller

Teller und Schüsseln hinken bei der Kreativität auch nicht hinterher. Bowl-Food ist ja auch super-in, also sollten auch Schüsseln bei einem Picknick ohne Plastik nicht fehlen. Die gepressten Palmblätter erinnern an Schüsseln, die wir schon in den 80ern hatten, oder nicht? Damals etwas dunkler, aber das gleiche System, und jetzt sind sie wieder total aktuell. Teller aus Mais- oder Zuckerstärke erinnern ein wenig zu sehr an Styropor, finde ich, und sehen nicht so prickelnd aus. Allerdings wenn du ein helles, leichteres Flair für dein plastikfreies Picknick willst, ist dies eine gute Alternative. Ich habe sie nicht alle selbst getestet, aber außer du brauchst Stunden, um die Suppe zu verzehren, halten sie schon bis am Ende der Mahlzeit.

Trinkbecher

Eine lange Vorlesung über die am Markt erhältlichen, plastikfreien Trinkbecher ist wohl hoffnungslos übertrieben. Die meisten von uns sind bereits im Besitz von mindestens einem Thermobecher. Was aber nicht so offensichtlich ist, ist, dass es kaum Becher gibt, die zu 100 % plastikfrei oder gänzlich abbaubar sind. Außerdem haben sie alle Nachteile, die immer noch besser als Plastikbecher sind, aber es nimmt einem die Freude über das ganze weg.

Kartonbecher werden zwar aus viel weniger Plastik hergestellt als Plastikbecher. Jedoch haben so gut wie alle eine Plastikmembran innen, damit sie dicht bleiben. Somit können die Kartonbecher doch nicht als Karton entsorgt werden. Schade, nicht wahr?

Dann gibt es noch abbaubare Plastikbecher aus zum Beispiel PLA (Polylactid). PLA ist eine Polymilchsäure, gewonnen aus Mais, Zuckerrübe oder Zuckerrohr. Die Becher sind also nicht aus Erdöl erstellt und sind innerhalb des festgelegten Rahmens, um es kompostierbar nennen zu dürfen. Der Vorteil: Sie sind aus erneuerbaren Rohstoffen erstellt. Der Nachteil: die Becher halten nur max. 50 Grad aus und können nur in vorgesehenen Kompostieranlagen abgebaut werden. D. h. PLA verrottet im Kompost zu Hause nur, wenn bestimmte Klimabedingungen herrschen und es dauert erheblich länger als zum Beispiel Essensreste, auch wenn „kompostierbar“ drauf steht.

Picknick ohne Plastik ohne Bambustassen und Geschirr zu erwähnen, geht irgendwie auch nicht. Bambus ist superbeliebt und sehr nachhaltig und ich finde das Geschirr superschön. Aber es ist ja bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. Die meisten Bambustassen beinhalten kleine Mengen an Melamin, was gesundheitsschädlich sein kann (siehe Infobox über Melamin). Dennoch sehen sie so hipstermäßig aus und sind nicht aus Erdöl hergestellt.

D. h. für ein nachhaltiges Picknick ohne Plastik bist du besser aufgehoben, wenn du auf Mehrwegtassen aus Aluminium, Glas oder Keramik zurückgreifst. Aber seien wir ehrlich, Prosecco in einem Plastikbecher?!?!?!?!? Wo kommen wir da hin?

Schüsseln und Aufbewahrung

Und zum Schluss etwas, wo wir das Essen aufbewahren können. Das Essen erscheint ja nicht einfach so am Tisch. Hier geht es schließlich um Picknick ohne Plastik und nicht Picknick mit Personal. Es ist aber keinesfalls das Wichtigste, denn die meisten werfen ja die Schüssel nicht direkt in die Mülltonne, wenn sie leer ist. Nichtdestotrotz, genau wenn ich dachte, ich habe alles gesehen, taucht diese Schüssel aus Reishülsen mit Silikondeckel auf meinem Bildschirm auf. Bei der Farbe könnte noch etwas Nachhilfe geleistet werden, aber sie verkraftet eine Runde im Geschirrspüler und in der Mikrowelle.

Und dieser süßen, mintgrünen Bento-Box habe ich nicht widerstehen können. Sie ist aus Bambus, nicht mit Melamin gestärkt, sondern Bio-Plastik und ist somit nicht per Definition plastikfrei. Aber sie ist so niedlich, dass ich das diesmal durchgehen lasse.

Umweltfakten zu Bambusbecher und Melamin

Es ist fast unmöglich, über Picknick zu schreiben, ohne das Material Bambus zu erwähnen. Weiter ist es fast unmöglich, über Bambus zu schreiben, ohne Melamin zu erwähnen, da sehr viele Bambusprodukte auch Melamin als Stärke verwenden. Verbrauchertests, Blogger und Zeitschriften haben Seiten auf- und abgeschrieben, darüber, warum Bambustassen gefährlicher sind, als was wir sonst alles haben, und werden teilweise geschlachtet. Wie lange habe ich überlegt, ob ich das Produkt überhaupt weglassen sollte, da die Informationen sehr auseinandergehen. Melaminprodukte gibt es ja seit langem, warum sind jetzt die Bambustassen schlimmer als alles andere? Ich bin einfach nicht klüger geworden und habe meine eigene Recherche gemacht:

Piknik uten plast

Photo by Daiga Ellaby on Unsplash

Melamin ist ein synthetisch hergestelltes Polymer, also Plastik. Melamin wird gerne für Besteck und Geschirr hergenommen, da es leicht und bruchsicher ist. Zum Beispiel Kinderservice, Campingausrüstung und Gartengeschirr. Melamin wird auch in Laminatboden und Kleister für Pressspanplatten verwendet.

Problem:

Melamin in größeren Mengen kann krebserregend sein und zu anderen Gesundheitsschäden führen, wenn es für säurehaltiges Essen wie Obst und Gemüse verwendet wird oder über längere Zeit eine Temperatur von über 70 Grad hat („länger“ wird hier oft als mehr als 2 Stunden definiert). Das könnte Melamin oder Formaldehyd freigeben, das in das Essen übertragen werden kann.

Es gibt auch keine Kennzeichnungspflicht für Melamin, das macht es für den Konsumenten schwer zu wissen, welche Produkte tatsächlich Melamin beinhalten und welche nicht. Es liegt alleine im Ermessen der Produzenten, diese Information Preis zu geben.

Bambusbecher und –geschirr bestehen klarerweise hauptsächlich aus Bambus, ansonsten aus Holzpulver und Maisstärke. Allerdings wird sehr oft auch Melamin als Bindemittel verwendet.

Bambusbecher sind nicht gefährlicher als andere melaminhaltige Produkte, doch das Problem ist, dass die Bambusbecher als besonders nachhaltige und natürliche Produkte vermarktet werden und das ist irreführend.

Die Lösung:

In Europa gibt es sehr strenge Normen, die vorschreiben, wie viel Melamin in Kochgeschirr und Speisegeschirr verwendet werden darf. Diese Mengen sind unter den Werten, die gesundheitsschädlich sein sollen. Somit sollten in Europa hergestellte Produkte ohne Bedenken sein.

Sofern du melaminhaltige Tassen und Teller nicht zum (heiß) Kochen verwendest, in die Mikrowelle stellst oder säurehaltiges Essen darin aufbewahrst, passiert nichts.

Fazit:

Bambusbecher sind nicht gefährlicher als andere Plastikbecher, solange du sie nicht in der Mikrowelle verwendest. Sie bestehen hauptsächlich aus Bambus, was eine erneuerbare Ressource ist. Das ist immerhin besser als Wegwerfplastikbecher aus Erdöl. Dass Melamin überhaupt verwendet wird, ist problematisch, und die Produkte sind somit nicht plastikfrei und somit nicht so nachhaltig, wie sie behaupten.

Weil Melamin gesundheitsschädlich sein kann, wird oft nach einem Verbot gegen die Bambusbecher verlangt. Wäre nicht ein Verbot gegen Melamin in Haushaltsprodukten vernünftiger?

Ich habe hier eine Tasse aus Bambus mit Melamin. Ob ein Bambusbecher verwendet wird oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Hoffentlich hat meine Recherche es dir bei deiner Entscheidung leichter gemacht.

 

Quellen:
https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_geschirr_und_kuechenutensilien_aus_melaminharz-70413.html
https://en.wikipedia.org/
https://www.bzfe.de/

Mit diesem Beitrag nehme an der Blogparade Nachhaltigkeit für den Klimaschutz von dem Blog Frau Inga ist kreativ teil. Frau Inga sammelt hier unterschiedlichen Ideen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Schaut vorbei, da gibt es viele tolle Blogartikeln!

  • Liebe Trine,
    mir hat der Bericht und die kritischen Auseinandersetzung mit dem Material Bambus gefallen. Sieht man genauer auf die Materialien hin ist es wirklich schwierig das vermeintlich richtige auszuwählen.
    alles liebe angelique

    • Liebe Angelique,
      es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat und du sagst es, es ist wirklich schwer. Einerseits sollte man darauf achten, wo das Produkt her ist und wie es hergestellt wurde. Anderseits ist es genau so wichtig zu überlegen, was danach damit passiert. Das ist oft für uns sterbliche Konsumenten ? gar nicht so leicht ?‍♀️. Nur aufgeben dürfen wir nicht. Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag! ?
      liebe Grüße
      Trine